Theater 2017 - Alles tanzt nach meiner Pfeife
Alle tanzten nach ihrer Pfeife
Beim Kolpingstheater traf glamouröses Modebusiness humorvoll auf dörfliche Durchsetzungskraft. Laienspielgruppe der Kolpingsfamilie Lautenbach beeindruckte mit professioneller Schauspielleistung.
(Bericht aus der Acher-Rench-Zeitung über die Theateraufführungen vom 28. und 29.01.2017)
Lautenbach (mb). Edel, schlicht und minimalistisch in Pink, Weiß und Grau mit moderner Kuckucksuhr und pinkfarbenem Hirschgeweih – so zeigte sich das elegante Modeatelier „Meier und Meyer“ (sprich Meier und Majääär) auf der Bühne der Neuensteinhalle. Es bot am Samstag- und Sonntagabend die Kulisse für das diesjährige Theaterstück der Laienspielgruppe der Kolpingsfamilie Lautenbach unter dem Titel „Alles tanzt nach meiner Pfeife“.
Franz Sester und Robin Heidt verkörperten dabei bravourös die beiden männlichen Hauptakteure, die Modeschöpfer Manfred Meier und Tobias Meyer, um deren Geschäft und Haushalt sich die turbulente Geschichte drehte. Es war ein absoluter Hochgenuss, die Dialoge und Wortgefechte dieses schrägen Liebespaares mitzuverfolgen. Franz Sester brillierte in Rüschenhemd und Schal oder im Bademantel mit Kussmund-Muster, Robin Heidt unter anderem in Streifenhose und Plüschhausschuhen. Ihr Spiel war perfekt, mit großartiger Mimik und Gestik begleiteten sie die Geschehnisse im Atelier. Sie stellten gekonnt alle Höhen und Tiefen ihres Gefühlslebens dar, inmitten der stressigen Vorbereitungen für die Vorstellung einer neuen Modekollektion.
Klar, dass den beiden dabei keine Zeit für solche profanen Dinge wie Haushaltstätigkeiten blieb. Als ihr Modeatelier nach einer durchzechten Nacht noch unordentlicher aussah als üblich, betrat Theresa Huber alias Theater-Urgestein Monika Kimmig-Schmidt die Bühne. Aufmerksam geworden über eine Annonce in der ARZ, bewarb sich die grundsolide, stockkonservative und streng katholisch erzogene Dame erfolgreich als Haushälterin bei Meier und Meyer. Mit ihrer resoluten Art und mit dem „ Charme eines Waldschrats“ brachte sie so einiges in Bewegung. Egal, ob als singende Putzfrau beim „Staubwedel-Twist“ oder maßlos entsetzt über das plätschernde Wasserbett im Schlafzimmer – es machte viel Spaß, das grandiose Mienenspiel der Akteurin zu beobachten und ihrer meist sehr direkten Ausdrucksweise zu lauschen.
Auch die weiteren Rollen hatte man äußerst passend besetzt. Zunächst war da die Angestellte Nadja Schramm, welche von der Haushälterin als „männermordende Natter“ bezeichnet wurde, hervorragend gespielt von Jule Kothgasser. Sie kam schnell mit Theresa Huber ins Gehege, gab sich wunderbar eifersüchtig und beleidigt. Dem männlichen Geschlecht gegenüber zeigte sie sich aufreizend, schamlos und herrlich verrucht.
Ihr erfolgreiches Debut bei der Laienspielgruppe hatte Giulia Boschert. Sie spielte Tina, die bezaubernde Enkelin von Theresa, die Benni Kaufmann, den unentschlossenen Designstudenten, aus der Reserve lockte. Dieser wurde gespielt von Niko Müller. Benni, der Künstlertyp, der mit seiner Frisur aussah „wie ä afghanischer Hirtehund nochem Schleudergong“, entwickelte sich vom schüchternen und erfolglosen Nachwuchsmodedesigner hin zum wandlungsfähigen Aushilfs-Model in Frauenkleidern.
Zum Höhepunkt des Stückes erschien außerdem noch Patrick Müller stilecht als Scheich Abdullah Ben Hassan auf der Bühne. Begleitet wurde er von den beiden beeindruckend authentischen Bodyguards Jonas und Lukas Herrmann. Den Scheich als Großkunden galt es von der Kollektion zu überzeugen, damit er seine 366 Frauen bei Meier und Meyer einkleiden ließe. Er zeigte sich begeistert von Theresa Huber, die im Verlauf des Stückes eine ganze Modenschau und sich selbst als „Top Act“ aus dem Hut gezaubert hatte, und gab den Befehl, sie als seine 367. Frau gleich mitzunehmen - sehr zur Freude von Meier und Meyer.
Das Publikum zeigte sich ebenfalls begeistert und spendete am Ende der Vorstellung stürmischen Applaus. Eva Breuer bedankte sich im Namen der Kolpingsfamilie mit Blumen und Wein bei einer herausragenden Theatertruppe, bei den Regisseurinnen Martina Herrmann und Christina Rank sowie bei Souffleuse Elke Müller, bei den Bühnenbauern und beim Friseurteam Boschert. Mit einer flotten Inszenierung, einem passenden Bühnenbild sowie schillernden Kostümen und Stylings boten die professionellen Akteure den zahlreichen Besuchern einen kurzweiligen Abend, so richtig zum Schmunzeln, Prusten, Gackern und Schieflachen.